Fahrlehrer mit eidg. FA in Bern

Nein, das mache ich wirklich nicht. Ich schätze Menschen und ihre vielfältigen Persönlichkeiten. Während der Ausbildung lernt man, mit verschiedenen Charakteren umzugehen. Wenn jemand etwas nicht versteht, bedeutet das nicht, dass er oder sie unintelligent ist. Vielmehr betrachte ich es als meine Aufgabe, die Erklärungen so anzupassen, dass sie verständlich sind und ein Aha-Erlebnis auslösen. Ein Beispiel hierfür sind Menschen, die links und rechts verwechseln. In solchen Situationen schlage ich vor, unterschiedliche Nagellacke oder einen Fingerring zu verwenden. Allerdings entspricht es nicht meinem Stil, auf Schockeffekte zu setzen. Ich lasse beispielsweise niemals einen Schüler durch eine Prüfung fallen, um ihm den Fehler dann durch eine plötzliche Vollbremsung vor Augen zu führen.

Diese Eigenschaft begleitet mich durch mein gesamtes Leben. Menschen haben mir schon immer ihre Geschichten erzählt. Ich betrachte dies als Vertrauensbeweis und strebe danach, diesem Vertrauen gerecht zu werden. Deshalb nehme ich Rücksicht auf momentane Befindlichkeiten. Wenn ich merke, dass eine Lektion keinen Sinn hat, weil jemand durch ein Problem absorbiert ist, biete ich auch mal an, einfach einen Kaffee trinken zu gehen. Es geht mir nicht nur um das reine Unterrichten. Ich möchte für meine Schüler:innen auch ein Coach sein, der sie unterstützt, wenn es nötig ist.

Tatsächlich ergab es sich während meiner mittlerweile sechsjährigen Tätigkeit als Fahrlehrer immer wieder, dass ich Schüler:innen mit ADHS oder Ängsten hatte. Dabei fiel mir schnell auf, dass Menschen mit solchen Voraussetzungen andere Bedürfnisse haben. Natürlich kommen mir dabei meine Empathie, Geduld und mein Helferinstinkt zugute. Es entspricht auch meinem Wesen, keinen standardisierten Unterricht zu erteilen, sondern individuell auf jeden einzelnen Menschen, mit oder ohne Störung, einzugehen.

Menschen mit ADS/ADHS haben Schwierigkeiten, den Fokus zu halten, Reize zu filtern und sich in ihren Gedanken nicht zu verlieren. Daher achte ich in den Fahrstunden darauf, Anweisungen zu wiederholen und mit dem richtigen Mass an Dialog den Fokus aufrechtzuerhalten. Die geeigneten Massnahmen leiten sich jedoch aus dem Erstgespräch ab, in dem wir gemeinsam herausfinden, wo die Schwächen liegen und auf welche Ressourcen wir zurückgreifen können.

Vor allem Verständnis. Durch eigene Erfahrungen weiß ich, wie es ist, wenn man zum Sklaven der eigenen Angst wird und bestimmte Situationen zu meiden beginnt. Ich kenne auch den Aufwand, den es erfordert, sich der Angst zu stellen. Daher kann ich diesen Menschen einen sicheren, ruhigen Rahmen bieten, in dem sie ihre Freiheit Stück für Stück zurückerobern können. Gemeinsam tasten wir uns behutsam und ohne Druck an die angstbesetzten Situationen heran und nutzen Atemtechniken als wirkungsvolle Helfer. Bald stellen sich Erfolgserlebnisse ein, die das Vertrauen für den nächsten Schritt stärken.

Unsere Entscheidung, eine intensive Fahrausbildung anzubieten, basiert auf der Erkenntnis, dass viele Fahrschülerinnen und -schüler nach einer effizienten Möglichkeit suchen, ihren Führerschein zu erlangen, insbesondere wenn sie mit Ängsten vor dem Fahren konfrontiert sind. Die intensive Fahrausbildung ermöglicht es uns, einen maßgeschneiderten Ansatz zu verfolgen, der nicht nur eine schnelle Führerscheinerlangung ermöglicht, sondern auch auf die individuellen Bedürfnisse und Ängste unserer Fahrschülerinnen und -schüler eingeht. Unsere Erfahrung zeigt, dass dieser fokussierte und zeitlich kompakte Ansatz nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch nachhaltige Ergebnisse bei der Überwindung von Fahrängsten erzielt.

Auf jeden Fall. Das Problem liegt selten bei ihnen, sondern eher an einer mangelhaften Vorbereitung. In der Vorbereitung auf die vierte Prüfung gehe ich – wie mit allen Schüler:innen – sehr strukturiert vor. Die Lektionen orientieren sich an den Lernzielen, die wir nacheinander durchgehen und in der nächsten Stunde wiederholen und reflektieren. Am Ende beherrschen sämtliche Bereiche. Eine Ausnahme bilden jene Anwärter:innen für die vierte Prüfung, bei denen außergewöhnliche Prüfungsängste zum Scheitern geführt haben. Ihnen rate ich, sich mit einer Fachperson in Verbindung zu setzen, die Unterstützung bei der Bewältigung solcher Ängste bieten kann.